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Wie man anderen Menschen Ratschläge erteilt

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Gar nicht.1

Jeder Mensch hat den Wunsch Probleme lösen zu wollen; besonders ich, da ich es liebe, tatsächlich Probleme zu lösen, und dazu direkt bin. Interessanterweise wollen die wenigsten Menschen allerdings Ratschläge erteilt bekommen wenn sie über ihre Probleme reden, und meistens wünschen sie sich, dass ihnen einfach nur jemand zuhört.

Die beste Möglichkeit das zu tun ist Augenkontakt zu halten, und ihnen das, was sie einem sagen, umformuliert zu erwidern. Ein gelegentliches mhm—nicht zu häufig—von sich geben, und dazu den Kopf ein wenig schief stellen.

Bei zu vielen Gelegenheiten haben mich Menschen um Rat gebeten, nur damit ich ihnen welchen gebe, und sich dieser Mensch trotzdem noch unschlüssig fühlt und anderswo weitere Bestätigung einfordert. Vielleicht einfach nicht fragen, wenn man den Rat nicht mal umzusetzen versucht? Da muss ich innerlich Ruhe bewahren.

Trotzdem nehme ich das Anliegen ernst, denn schließlich werde ich ja gefragt. Helfen kann da, die Person den Sachverhalt selbst entdecken zu lassen, was auch als Sokratische Methode bekannt ist.

Wenn jemand also nach einem Ratschlag fragt, stelle ich diese Frage umformuliert als Gegenfrage. Ich grabe tiefer, in dem ich den Ratschlag, den ich geben wollte, in eine weitere Frage umformuliere. Wenn ich also vorschlagen will, “entschuldige dich nicht und sag wie es ist”, sage ich stattdessen, “was wäre, wenn du dich nicht entschuldigen und sagen würdest, wie es ist?”

Eine Frage zu stellen bringt das Gegenüber dazu, kritischer zu denken. Die meiste Zeit wollen wir unsere Fragen selbst beantworten. Und meistens haben wir bereits die beste Antwort, die jemand geben könnte. Es braucht nur einen kleinen Schubser, um in andere Richtungen zu denken.


  1. Mir ist die Ironie an dieser Stelle durchaus bewusst. 

Nenn' mich Ben.


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